10/04/2025 0 Kommentare
Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 15
Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 15
# Jubiläum250

Katholisches Leben in Stralsund – eine Zeitschiene bis in die Gegenwart - Episode 15
Goldene „Zwanziger“ - Ruchlose „Dreißiger“ Jahre
In den folgenden Jahrzehnten blieb Stralsund den Entwicklungen in Deutschland nicht verschlossen. Den 1. Weltkrieg bejubelten die Einwohner, bis die ersten Meldungen von verlorenen Schlachten eintrafen. Nach dem verlorenen Krieg folgte eine Zeit der Depression, dann eine Phase der Besinnung, schließlich der wirtschaftliche Aufschwung in der „Weimarer Republik“. In der Nazizeit ab 1933 griffen auch in Stralsund die Strukturen des Dritten Reiches. Und wie in tausenden anderen Städten fielen auch in der altehrwürdigen Hansestadt Bomben. Am 6. Oktober 1944 fielen über 650 Menschen und große Teile der Altstadt einem Bombenangriff zum Opfer. Von den Schäden in der Altstadt hat sich Stralsund bis heute nicht richtig erholt.
Katholische Priester in Stralsund ab 1920

1) Kaplan Emil Kutz (Foto links)
geboren am 31.Dezember 1893, geweiht am 20. Juni 1920. Er war von 02. Juli 1920 bis 1924 bei uns Kaplan. Er starb 1930.
2) Kaplan Georg Heisig
geboren am 11.September 1899, geweiht am 02. März 1924. Er war von 08. Mai 1924 bis 06.Mai 1928 bei uns Kaplan.
Literatur
Handbuch des Bistums Breslau und seines Delegaturbezirks für das Jahr 1928, Breslau (1928), S. 133. Empfohlene Zitierweise: Georg Heisig, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Biographie Nr. 4867,
3) Kaplan Eugen Rieger
Geboren am 19. Mai 1903, geweiht am 03.01.1928. Er war vom 14. Dezember 1928 bis 24. 03. 1932 bei uns Kaplan. Er starb am 27. März 1987.
Aus der Chronik der Pfarrei St.-Albertus-Magnus Wilmersdorf, Nestorstraße 10.
Die nach Albertus Magnus (um 1193-1280), einem Lehrer des Thomas von Aquin (1225 oder 1226-1274), benannte katholische Kirche ist von der Gemeinde St.-Ludwig (Ludwigkirchplatz) ins Leben gerufen worden. Am 4.7.1935 wurde mit Eugen Rieger der erste Seelsorger ernannt, der die pastorale Arbeit zunächst in der Johann-Georg-Straße 7 ausübte. Später musste die Gemeinde diesbezüglich mit einem angemieteten Laden vorliebnehmen, der 1943 einem Bombenangriff zum Opfer fiel. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die Gemeinde verschiedene Wohnungen und ein Gasthaus für die Gottesdienste. 1948 entstand auf dem kirchlichen Grundstück in der Nestorstraße eine Baracke als vorübergehendes Gotteshaus.
Was gibt es in den 1920 Jahren in der Weltkirche, im Bistum und sonst in der Zeit?
Bistum
Erzbischof von Breslau: Adolf Bertram wird zum Kardinal ernannt, und der Titel Fürstbischof ist nun auch im Bistum Breslau abgeschafft • Weihbischof von Breslau: Karl Augustin stirbt, sein Nachfolger wird Valentin Wojciech
1923 - Der Delegat für Brandenburg und Pommern und Propst an St. Hedwig, Josef Deitmer, wird zum Weihbischof von Breslau mit Sitz in Berlin ernannt
Weltkirche
Papst Benedikt XV. stirbt, und Papst Pius XI. wird zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt
Was sonst noch passierte.
Gründung der antisemitischen Deutschen Arbeiterpartei (DAP), 1920 in Nationalsozialistische Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) umbenannt • Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg
Konstituierung der Weimarer Nationalversammlung
Walter Gropius gründet in Weimar das Kunstinstitut Bauhaus
Versailler Friedensvertrag: Deutschland muss die alleinige Kriegsschuld anerkennen, muss Gebiete abtreten und wird zu hohen Reparationszahlungen an die Siegermächte verpflichtet
Beginn der zivilen Luftpost in Deutschland; in Berlin-Johannisthal starten zweimal täglich Flugzeuge
Erster Nonstop-Flug über den Atlantik
Die 30er Jahre - Nationalsozialismus
Katholische Priester in Stralsund ab 1930
1) Kaplan Fritz Krusch
Geboren am 21.September 1892, geweiht am 22.April 1922. Er war von 24. März 1932 bis 01.09. 1933 bei uns Kaplan. Ab 1939 ist er Feldgeistlicher.

2) Kaplan Bernhard Drews
Geboren am 28.März 1906, geweiht am 01.02 1931. Er war von 01. Mai 1933 bis 31.Oktober 1934 bei uns Kaplan, später Apostolischer Pro Notar, von 1961 – 1967 Leiter des Bischöflichen Ordinariats in Berlin unter Kardinal Alfred Bengsch. Er starb am 09.09. 1967.
Berichte über Bernhard Drews
Bernhard Drews wurde am 28.03. 1906 in Berlin geboren, nach dem Abitur 1926 beginnt er sein Theologiestudium in Breslau, wird 1931 zum Priester für die Diözese Berlin geweiht, zunächst Personalkaplan in Berlin Steglitz, dann Kaplan in Berlin Corpus Christi, wird 1932 Kaplan in Bad Saarow. Er kommt von 1933 bis 1934 nach Stralsund, geht dann nach St. Joseph in Berlin, wird 1937 Hausgeistlicher im Antonius-Krankenhaus Berlin-Karlshorst, 1938 Hausgeistlicher im St. Hedwigs-Krankenhaus. 1940 erhält er den Titel Pfarrer, wird Hausgeistlicher im St.-Josephs-Haus Berlin-Reinickendorf, danach Mitarbeiter im Bischöflichen Ordinariat, 1942 Defensor vinculi, 1945 Hausgeistlicher im St.-Katharinen-Stift in Berlin, 1948 Ordinariatsrat und Diözesanleiter des Bonifatius-Hilfswerks, 1953 Leiter der Vermögensverwaltung des Bischöflichen Ordinariats im Demokratischen Sektor von Groß-Berlin und im Gebiet der DDR, 1955 Päpstlicher Hausprälat, Gesellschafter für den Bischöflichen Stuhl zu Berlin beim St.-Benno-Verlag, 1959 Büroleiter des Bischöflichen Ordinariats, dann wird er Domkapitular und 1967 Apostolischer Pro Notar. Er stirbt am 09.09.1967 und wird auf dem St.-Hedwigs-Friedhof beigesetzt.
Internet: Ordinariats Archiv, Erzbistum Berlin
3) Kaplan Willibald Jordan
geboren am 06. Juli 1902, geweiht am 14. August 1932. Er war von 15. November 1934 bis 01.September 1935 bei uns Kaplan.
4) Kaplan Helmut Ruppich
geboren am 07.Februar 1906, geweiht am 31.Januar 1931. Er war bis 01.08. 1935 Kaplan in Stralsund und Hilfsgeistlicher
Wandernde Kirche. Seelsorgsdienst der katholischen Bischöfe für die katholischen Migranten 1934-1945
Wie reagierte die kirchliche Seelsorge, wenn durch die Anordnungen des nationalsozialistischen Staates quasi über Nacht Hunderttausende ihrer Gläubigen aus den bisherigen Lebensumfeldern herausgerissen werden und die ursprüngliche Heimat durch Reichsarbeits- und andere Pflichtdienste, die gezielte Arbeitsmarktlenkung und Industrialisierung (u.a. zum Aufbau der Volkswagen- und Hermann-Göring-Werke), Umsiedlung und schließlich Krieg zeitweise oder gar für immer verlassen? Mit welchen Mitteln versucht man diese Betroffenen, die sogenannte „Wandernde Kirche" (insges. 6,5 Millionen, ca. 27 % aller Katholiken), im kirchlichen Einflussbereich zu halten? Diese Fragen soll die erste detaillierte Darstellung über Arbeit und Aufgaben des 1934 vom deutschen Episkopat gegründeten Katholischen Seelsorgsdienst. Diese Fragen soll die erste detaillierte Darstellung über Arbeit und Aufgaben des 1934 vom deutschen Episkopat gegründeten Katholischen Seelsorgsdienstes für die Wandernde Kirche beantworten. Vorgesehen ist auch eine Edition der Berichte des katholischen Seelsorgsdienstes für die "Wandernde Kirche" von 1934 bis 1943.
5) Vikar Werner Jahr
Er war von 1936 bis zum Jahr 1938 bei uns als Kaplan tätig in der Außenseelsorge der „Wandernden Kirche“ auf dem Land als Kreisvikar.

6) Vikar/Pfarrer Guido Aix
geboren 1911 in Düsseldorf im Rheinland, 1935 Priesterweihe, geweiht von Karl-Joseph Kardinal Schulte in Köln, von 1935 bis 1937 Kaplan/Vikar in Knapsack, dann Seelsorger der Wandernden Kirche von 1937 bis 1939 in Stralsund; er wird Kriegspfarrer.
Kriegsgefangenschaft, nach dem Krieg Religionslehrer in Düsseldorf, von 1963 bis 1986 Pfarrer der Gemeinden Derendorf und Pempelfort. Er starb am 29. September 1995 .
Was gibt es in den 1930 Jahren im Bistum, in der Weltkirche und sonst in der Zeit?
Bistum
1930: Weihbischof von Breslau mit Sitz in Berlin: Josef Deitmer stirbt • Der Bischof von Meißen, Dr. Christian Schreiber, wird als Apostolischer Administrator des in Gründung befindlichen Bistums Berlin eingesetzt, und die Sankt-Hedwigs-Kirche wird zur Kathedrale erhoben. Das vom Bistum Breslau abgespaltene Bistum Berlin wird eigenständig • Der Bischof von Meißen, Dr. Christian Schreiber, wird zum ersten Bischof von Berlin ernannt
1933: Bischof Dr. Christian Schreiber stirbt, sein Nachfolger wird Bischof Nikolaus Bares
1934: Dr. Erich Klausener wird einige Tage nach seiner Schlussrede beim 32. Märkischen Katholikentag von der Gestapo erschossen
1935: Bischof Nikolaus Bares stirbt, sein Nachfolger wird Bischof Konrad Graf von Preysing
1938: Dompropst Bernhard Lichtenberg beginnt nach der Reichsprogromnacht in einer täglichen Abendandacht in der Sankt-Hedwigs-Kathedrale für die verfolgten „Nichtarier und Juden“ zu beten
Weltkirche
1930: Papst Pius XI. • Cesare Orsenigo wird als Nachfolger von Eugenio Pacelli Nuntius im Deutschen Reich
1931: Radio Vatikan nimmt den Sendebetrieb auf
1937: Papst Pius XI.: Enzyklika „Mit brennender Sorge“ (richtet sich gegen Konkordatsverletzungen durch das NS-Regime)
Was sonst noch passierte
1930: Einweihung des Empire State Building in New York (damals mit 381 m das höchste Gebäude der Welt) • 5,6 Millionen Arbeitslose in Deutschland, die Wirtschaftskrise erreicht ihren Höhepunkt
1933: Von Hindenburg ernennt Adolf Hitler am 30. Januar zum Reichskanzler und beruft eine neue Reichsregierung; die Nationalsozialisten übernehmen die Macht •
Februar: Reichstagsbrand und erste Verhaftungswelle gegen Kommunisten, Gewerkschafter und Intellektuelle; Errichtung des ersten Konzentrationslagers in Dachau
Boykotte gegen jüdische Einrichtungen und Entlassungen jüdischer Ärzte, Anwälte, Universitätsprofessoren und Künstler; Bücherverbrennung missliebiger Autoren
1934: Tod des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg/Vereinigung des Amts des Reichspräsidenten mit dem des Reichskanzlers in der Person Adolf Hitler • Erste Fernsehübertragung in Deutschland
1936: In Spanien übernimmt das faschistische Regime unter General Franco nach einem Putsch die Macht, Beginn des Bürgerkrieges
Eröffnung des Rügendamms zwischen Stralsund und der Insel Rügen
1937: Das Luftschiff „Hindenburg“ explodiert kurz vor Landung in Lakehurst (USA) • Uraufführung der Carmina Burana von Carl Orff in Frankfurt am Main
Präsentation des Gemäldes „Guernica“ von Picasso während der Weltausstellung in Paris
Fertigstellung der Golden Gate Bridge in San Francisco
Verhaftung von Pastor Martin Niemöller (Bekennende Kirche) durch die Gestapo
1938: Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich /Abtretung des Sudetengebietes
Reichskristallnacht 10. November / Beginn der Deportation polnischer Juden (Oktober)
Otto Hahn entdeckt mit Fritz Straßmann in Berlin die Kernspaltung
In Gedenken an Frau Felicitas Knoppke; verstorben 2024
überarbeitet von Roland Steinfurth
Korrektur Wolfgang Vogt
Gemeinde Hl. Dreifaltigkeit Stralsund
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